Verdammtes O2,
Du gehst mir sowas von auf den Senkel! Da hätten bei der Echoverleihung letzte Woche die transilvanische Piccolo-Tröte Peter Maffay, Gruselschlagerglatze „Der Graf“ und Lederhosen-Luftakkordeonist Andreas Gabalier dieser in Schmalz gebadeten Silbereisen-Schmonzette Helene Fischer gemeinsam ein Ständchen trällern können – doch Du, verachtenswertes O2, hättest trotzdem den Echo in der Kategorie „Nervtöten national“ gewonnen. Musst Du Deine Kunden wirklich penetrieren wie eine hochmotivierte Nymphomanin?
Also, vermaledeites O2, was wir von Dir wollen, ist eigentlich recht überschaubar: Du sollst uns ermöglichen, ab und an mal Mutti anrufen zu können, weil Mutti sich sonst Sorgen macht. Mütter glauben nämlich, jeder potentielle Lustmörder habe es genau auf ihren Sohn abgesehen. Diese zeitlebens in Müttern schwelende Sorge wird vermutlich bei der Geburt als unnütze Zutat des Hormoncocktails übergroßzügig in ihren Körpern verteilt. Deshalb, verflixtes O2, wollen wir einigermaßen erreichbar sein.
Neben unseren Müttern haben wir auch unseren Partnerinnen regelmäßig Rapport zu erstatten. Wo treiben wir uns herum? Mit wem treiben wir uns herum? Wann schieben wir unseren Hintern nach Hause? Und, am wichtigsten, können wir auf dem Heimweg noch kurz zu Aldi hüpfen und Milch mitbringen? Solche Fragen, verfluchtes O2, klären wir gerne per SMS.
Geraten wir nun im Aldi unverhofft in einen Harlem Shake, wollen wir das Video schnell auf Facebook posten. Das akzeptieren unsere Liebsten als Entschuldigung – entweder für die Verspätung oder fürs Vergessen der Milch.
Sollte eine jener Funktionen einmal aus unerklärlichen Gründen nicht verfügbar sein, verblödetes O2, wäre es höflich, wenn Dein Kundendienst erreichbar wäre. Und zwar nicht erst nach halbstündigen Warteschleifenfoltern!
Stattdessen, verschissenes O2, schickst Du mir neuerdings Kurznachrichten. Beim letzten Mal fordertest Du mich zum Beispiel auf: „Jetzt Kreuzfahrt mit AIDA sichern.“ Und mit jetzt meintest Du sofort. Denn: „Je schneller Sie buchen, desto mehr sparen Sie, denn der Preis steigt immer weiter an…“
Sag mal, völlig verludertes O2, für wie dämlich hältst Du mich eigentlich? Du glaubst doch nicht ernsthaft, ich würde auf solch halbseidene Avancen hereinfallen? Mag ja sein, dass es an Wahnsinn grenzte, sich die Echo-Verleihung von vorn bis hinten anzusehen. Aber, verblendetes O2, über die von den Veranstaltern mit fast O-two-scher Dreistigkeit verlautbarte Fehleinschätzung, wonach sich dieses glanzlose Gesummse „nahtlos in die Reihe der Brit Awards und des Grammy“ füge, habe ich schon nach zehn Sekunden gelacht – da hing Helene Fischer in zwei Seilen über dem Publikum und röhrte Robbie Williams.
Ob Helene auch eine O2-Kundin ist? Solche Stunts traut Frau sich doch sicherlich nur gut versichert zu. Und in Sachen Unfallzusatzversicherung hältst Du, verrücktes O2, ja jetzt auch ein unschlagbares Angebot parat. Erklärte mir jedenfalls eine Deiner Mitarbeiterinnen, die zwar nie erreichbar sind, wenn´s Probleme gibt; die Du, verirrtes O2, dafür voll auf Abschluss getrimmst hast. Meinen Einwurf, dass ich nicht glaube, so eine Versicherung brauchen zu können, konterte die O-Two-sse jedenfalls pseudo-pfiffig: ob ich es nur glaube – oder wisse? Ersterenfalls würde sie mir gerne die Leistungen jener Versicherung erklären, deren Beiträge Du, verschwenderisches O2, sogar zwei Monate übernähmest…
Ich sag Dir was, versoffenes O2: Du kannst Dir Deine unnützen Angebote dahin schieben, wohin die Deutsche Phono-Akademie ihren immer gleichen, glattgebügelten Gesangskatastrophen den Echo schiebt: in den Arsch! Und schieb Unheilig gleich mit.