Home alone. Strohwitwer. Die Herzallerliebste verabschiedet sich auf Fortbildung. Während Schatz beim Packen von ihrer gewöhnlichen auf meine größere Reisetasche umsattelte (soll niemand behaupten können, sie erscheine ungenügend ausgerüstet zur Schulungs-Safari), schrieb ich das gedankliche Drehbuch für die fünf fraufreien Tage. Der männliche Körper schüttet ja (in Wirklichkeit aus purem Schiss vor der Einsamkeit) in solchen Momenten Unmengen an Testosteron aus. Das männliche Gehirn arbeitet im Grunde im Volltrunken-Modus. Also malte ich mir die Woche wie eine Mischung aus „Ferris macht blau“, „Hang over“, und „American Pie“ aus.
Ich startete dann auch gleich in die Vollen. Mit Damenbesuch! Jung, attraktiv – und nur ’ne langjährige Freundin von uns beiden, zudem unter der Haube, also keine wirklich verwegene Aktion – aber immerhin.
Zum Tiger im Badezimmer ist es aber auch die nächsten Tage nicht mehr gekommen. Nach jenem vormittäglichen Kaffeekränzchen beschlich mich im Büro so ein ungutes Gefühl. So eine „Hab ich den Ofen ausgemacht-Panik“. In meinem Fall war’s die Kaffeemaschine, die ich in der Küche vor sich hinschmoren sah; ich imaginierte einen Kurzschluss, einen Zimmer-, ja Wohnungsbrand, das ganze Haus sah ich schon abfackeln!
Nun weihen wir die Grillsaison ganz gerne gemeinsam ein. Nur deshalb raste ich nach gerade mal halbstündiger Stippvisite bei den Kollegen zurück nach Hause. Wo diese vermaledeite Kaffeemaschine ganz eindeutig vor sich hin grinste – obwohl sie ausgeschaltet dastand, wie es sich gehört.
Kannte ich vorher noch nicht, aber beim „Hormonquartett“ scheint Adrenalin Testosteron zu stechen. Und wenn man zudem, wie ich, auf seinen Blutdruck achten muss, konnte es nur eine logische Konsequenz aus dem Beinahe-Inferno geben: Scheiß auf Party! Bring die Tage einfach irgendwie rum, dachte ich mir. Und wollte mich in die Arbeit stürzen.
Klang aber genialer als er wirklich war, der Plan. Nichts nämlich bringt einen Blutdruck höher auf die Palme als die Warteschleife eines Angler-Shops. Nein, natürlich war ich nicht komplett übergeschnappt. Keine zehn Karpfen könnten mich je zu diesem Schnarchnasen-Hobby überreden. Mir ging´s lediglich um einen Interview-Termin mit dem – wenn man seinem Ruf glauben darf – Lionel Messi des Fliegenfischens.
Der offensichtlich von früh bis spät in irgendwelchen Flüssen herumsteht. Oder in Besprechungen steckt. Oder kapitale Forellen entdärmt. Zu erreichen ist dieser Leonardo da Vinci des Angelsports jedenfalls nie. Dafür wünscht die Warteschleife seines Shops dem bedröppelten Anrufer „allzeit eine gebogene Rute“ – und zwar auf Deutsch und Englisch!
Diese Woche sollte ich eigentlich zum Thema Pferde recherchieren. Bis dato habe ich mich nicht getraut anzurufen…