Rein in eine frühgotische Dorfkirche, raus aus einem spätbarocken Standesamt, rüber in ein postmodernes Molekularrestaurant und zwischendurch rauf auf eine angesagte Aprés Ski-Hütte. Das Gebimmel von Hochzeitsglocken verfolgt mich bis in den Schlaf.
Hilft nix: Ein Hochzeitsplaner muss her! Nicht, dass ich selbst den Kniefall wagen würde. Vielmehr scheint meinen Freunden eine (vermutlich immer die gleiche) Kartenleserin prophezeiht zu haben, das Jahr 2013 eigne sich zum Heiraten wie gebröselt Brot zum Enten füttern. Die eintrudelnden Einladungen bette ich inzwischen in eine eigene Ablage. Und ihre Menge stellt mich schön langsam vor ein Problem. Obwohl ich – und dieses Outing meine ich vollkommen ironiefrei – Trauungen für unterhaltsamere Samstagnachmittagsveranstaltungen halte als die Bundesliga!
Wenn der aus der örtlichen Landjugend rekrutierte Gospelchor Bette Midlers „Rose“ von der Kirchenkanzel schmettert, dann kullern mir auch in der tausendsten Version die Tränen übers Gesicht. Eine Konditionierung der romantischen Art. Und das Pathos eines Standesbeamten bekommt kein Pilcherroman hin, finde ich. Manchmal meine ich, so eine Hochzeit beglückt mich mehr als Braut und Bräutigam.
Doch dieses Jahr drohe ich den Überblick zu verlieren. Hinter einer Hochzeitseinladung verbirgt sich ja ein Aufruf, aktiv zu werden. Solche entzückenden Kärtchen bedeuten auch: jeweils Junggesellenabschiede; sich Woche für Woche terminlich überschneidende Probenblöcke zu den „Glocken von Rom“ oder anderen Tanz- bzw. Sanges- wenn nicht gar Sketcheinlagen; Beiträge zu Hochzeitszeitungen oder -büchern oder -alben…
Ich befürchte nun ernsthaft, die Protagonisten durcheinander zu bringen. Bis dato darf ich sechs liebreizende Paare in diesen heiligen Bund begleiten. Und jedem gönne ich es zutiefst! Ja, manche mochte ich schon fast eigenhändig vor den Altar schubsen, weil sie gar nicht in die Pötte kamen. Nun mögen sie mir bitte, bitte verzeihen, falls ihnen unbekannte Namen von der Glückwunschkarte entgegenprangen; falls ich in Lederhose dastehe, obwohl die Einladung eindeutig den Smoking einforderte; fals das von den einen fleißigen Trauzeugen angefragte Kochrezept im Schwank-aus-der-gemeinsamen-Jugend-Album der anderen landet; oder falls ich in der Kirche lauthals ein „Angels“ gröle, wo ein Bergwerker-Herz gefragt war…
Ihr kennt mich – dieses Hochzeits-Hopping übersteigt mein eher spärlich ausgeprägtes Organisationstalent. Ich schwöre aber hoch und heilig: Ich komme gern und gratuliere von Herzen!